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Das neue, barrierefreie BSFH-Magazin ist da!

Ein anerkannter Berufsabschluss ist eine wichtige Voraussetzung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben und erhöht die Chance auf wirtschaftliche Unabhängigkeit. Zufriedenstellende Arbeit wirkt aber auch sinnstiftend und ermöglicht soziale Teilhabe – erst recht für Menschen mit Behinderung.

Lesen Sie das aktuelle Magazin der BSFH als barrierefreies PDF: BSFH_Magazin_2022_23_barrierefrei.pdf.

BSFH-Magazin 2021-2022

Das neue BSFH-Magazin 2022/23 mit dem Schwerpunkt «Stärken durch Herausfordern» ist da.


Eine Revolution der Sprache

Bis in die 1960er Jahre herrschte folgende Ansicht über die Gebärdensprache vor: Sie ist ein unzulängliches Hilfsmittel zur Kommunikation mit Gehörlosen und ihren Einsatz gilt es zu verhindern, wenn eine Integration der Gehörlosen in die Welt der Hörenden erfolgen soll. Der Wandel kam erst mit dem Sprachwissenschaftler William C. Stokoe. Er führte die ersten analytischen Arbeiten über die Gebärdensprache durch. Seine Schlussfolgerung: Die Gebärdensprache besitzt völlig eigenständige linguistische Strukturen und bildet ein komplettes Sprachsystem. Damit ist sie als gleichwertig mit der gesprochenen Sprache (Lautsprache) zu betrachten.

Gehörlosenanstalt St. Gallen um 1915: In der Artikulationsklasse lernen Schüler:innen das Lautieren. Man hat die Kinder gezwungen, die Hände hinter den Rücken zu halten, damit sie nicht gebärden.

Gehörlosenanstalt St. Gallen um 1915: In der Artikulationsklasse lernen Schüler:innen das Lautieren. Man hat die Kinder gezwungen, die Hände hinter den Rücken zu halten, damit sie nicht gebärden.


Die Menschen wissen gar nicht, wie toll sie es machen

Barbara Goossens hilft Lernenden aus verfahrenen Situationen. Dabei finden die Betroffenen meist selbst die passende Lösung für ihre Probleme. 

Als Psychotherapeutin ist Barbara Goossens für die Hygiene in Kopf und Herz zuständig. Sie kommt bei der BSFH immer dann zum Einsatz, wenn die Lernenden vor einem Berg stehen, den sie alleine nicht bewältigen können. Ihre Funktion beschreibt sie so: «Ich bin dann da, wenn man auf einer Kreuzung steht und nicht weiss, ob man nach links oder rechts gehen soll. Wenn die bewährten Strategien plötzlich nicht mehr greifen. Wenn einen im Leben etwas aus den Bahnen wirft. Wenn eine Sorge, die einen beschäftigt, grösser wird als alles andere.» Damit Lernende schnell wieder aus der Sackgasse finden und den Kopf für Lernen und Beruf frei bekommen, können sie sich unkompliziert und jederzeit an sie wenden. Im Notfall auch direkt per Telefon.

Barbara Goossens in ihrer Praxis: Für die Therapiesitzungen nutzt  sie auch Pinsel und Farbe.

Barbara Goossens in ihrer Praxis: Für die Therapiesitzungen nutzt sie auch Pinsel und Farbe.


Was Inklusion anbelangt, ist die Schweiz ein Entwicklungsland

An der ersten Behindertensession nahm ein ehemaliger Lernender der BSFH teil. Er forderte uneingeschränkten Zugang zu Hilfsmitteln. 

Im März 2023 fand im Nationalratssaal des Bundeshauses die erste Behindertensession der Schweiz statt. Ziel des Anlasses war, die politische Teilhabe für Menschen mit Behinderungen zu stärken. Auch der ehemalige BSFH-Lernende Dorian Oesch nahm teil. In seiner Rede forderte er den bedingungslosen Einsatz von Schriftdolmetscher:innen. Diese sind für Hörbehinderte ebenso wichtig wie Gebärdensprachdolmetscher:innen.

«Die Schwerhörigkeit ist meist eine unsichtbare Behinderung. Sie schränkt aber in vielen alltäglichen Situationen stark ein», sagte Oesch in Bern. «Mit Schriftdolmetscher:innen erhalten Schwerhörige die Gelegenheit, alles zu verstehen.»

Dorian Oesch, Teilnehmer Behindertensession, während seiner Rede im Nationalratssaal.

Dorian Oesch, Teilnehmer Behindertensession, während seiner Rede im Nationalratssaal.


Ein Haus für alle Sinne

Die BSFH hat eine neue Hausbeschriftung erhalten. In der Fachsprache wird sie «Signaletik» genannt. Sie ist speziell auf sehbehinderte und blinde Personen ausgerichtet und gibt dem ganzen Schulhaus einen zeitgemässen «Touch».

In den letzten sieben Jahren wurde das Hauptgebäude der BSFH umfassend renoviert. Nach der Aussenbeschriftung stand im Frühling 2021 die Signaletik in den Innenräumen als letzte Bauphase auf dem Programm. Dabei wurde das gesamte Haus für Blinde und Sehbeeinträchtigte beschriftet. Das neue taktile Leitsystem zieht sich wie ein roter Faden durch das Gebäude. «Es stellt eine wichtige Grundlage dar, damit Betroffene einen möglichst hindernisfreien Zugang zum Schulhaus und seinen Räumen erhalten», sagt die Prorektorin der BSFH, Isabel Schuler. Die Beschriftungen sind jeweils in Taktil- und Brailleschrift angebracht und zieren nun unter anderem Gesamt- und Etagenübersichten, Raumbezeichnungen, Handläufe und Liftknöpfe.

Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2020 fordert, dass Bildung möglichst ohne Barrieren stattfinden soll. Im Austausch mit Fachstellen und Institutionen hat die BSFH ein barrierefreies Signaletiksystem entwickelt.

Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2020 fordert, dass Bildung möglichst ohne Barrieren stattfinden soll. Im Austausch mit Fachstellen und Institutionen hat die BSFH ein barrierefreies Signaletiksystem entwickelt.


Meine Tür war immer offen

Werner Lüthi unterrichtete während 31 Jahren an der BSFH und war zudem als Verwaltungsleiter für die Stundenpläne und den reibungslosen Betrieb der Schule verantwortlich. 2022 gab er seinen Abschied.

Werner Lüthi, verdienter BSFH-Verwaltungsleiter und Fachlehrer.

Werner Lüthi, verdienter BSFH-Verwaltungsleiter und Fachlehrer.